Craft2eu: "Sneak preview" zu Homo Faber: Venedig vom 14. bis 30.09.2018

Es sind nur noch zwei Wochen bis Homo Faber in Venedig seine Pforten öffnet. Hier gibt es eine Vorschau auf einige Elemente dieser bemerkenswerten Präsentation europäischen Handwerkskunst. Alle gefärbten Worte sind Links zu mehr Information und zu mehr Bildern und Filmen. Die Leser dieses Blogposts können ihre Neugierde also in vollen Zügen ausleben.

Noch besser ist’s natürlich hin zu fahren: hier kann man sich für den freien Eintritt registrieren!

Michele De Lucchi brachte Paare von Kunsthandwerkern und Designernaus ganz Europa zusammen, um acht faszinierende Objekte speziell für Homo Faber zu schaffen:

Alfredo Häberli & Roman Räss | Foto: Homo Faber

So zum Beispiel der Schweizer Holzbildhauer und Weissküfer Roman Räss, der sich mit Designer Alfredo Häberli für diese Ausstellung zusammengetan hat. Er ist einer der wenigen verbliebenen Meister der Weißküfer Holzbearbeitungstechnik. Ab dem späten 17. Jahrhundert wurden in dieser Technik Geräte für Schweizer Milchbauern hergestellt, und die Üppigkeit der Dekoration wies auf den Reichtum des Bauern hin. Arme Bauern konnten es sich nicht leisten, einen Handwerker für aufwendige Verzierungen zu bezahlen, während die Reichen aufwendige Dekorationen als Statussymbol nutzten, um ihren Reichtum und ihre Bedeutung zu demonstrieren.

Der Beitrag aus Deutschland ist das Objekt „Endlich-Unendlich“ aus Metall, Farbe und Licht, entstanden  in einer Kooperation des Lichtdesigners Ingo Maurer mit der Blechbarbeitungsfirma „Martelleria“ Martin Deggelmann, und Enno Lehmann.

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Werkstatt Domenico Tramontin | Foto: Susanna Pozzoli

Die Fotografin Susanna Pozzoli hatte das Privileg, in 21 Werkstätten Venedigs und Venetiens exklusive Fotos von Handwerkern zu machen.

Eine der vorgestellten Werkstätten ist die bekannte Gondelwerft Domenico Tramontin & Figli. Früher wurden die Gondeln von zwei Gondolieri gesteuert. Aber schon 1884 änderte Domenico Tramontin das Design des Bootes, so dass es von einem einzigen Gondoliere gesteuert werden kann. Diese Innovation machte seine Werft berühmt und durfte die Gondeln für das italienische Königshaus  bauen.

Die atemberaubende Handwerkskunst von 12 ganz besonderen Kunsthandwerkern, deren Werke selten oder einzigartig sind, wird in einer Reihe von eindrucksvollen Filmen gezeigt, die  in einer bewegten Porträtgalerie inszeniert werden.

In einem dieser Künstlerporträts wird der Pariser Federhandwerker Eric Charles-Donatien vorgestellt. Er huldigt der Natur durch seine Arbeit, indem er die natürlichen Eigenschaften der Federn bewahrt: die Art und Weise, wie sie sich bewegen, ihre Form und Beschaffenheit und was er ihre „perfekte Unvollkommenheit“ nennt.

Aus Deutschland ist der Graveur Richard Maier, der als Pionier und Wegbereiter der traditionellen Scrimshaw Gravur in Europa gilt und heute Weltruf geniesst, in diesen auserwählten Kreis der Meister gewählt worden.

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François Passolunghi / Foto: Homo Faber

India Mahdavi zeigt, wie feinste Handwerkskunst in den Dienst fantasievollen Designs gestellt werden kann, um exquisite Interieurs für modernes Wohnen zu schaffen.

Für diese Ausstellung hat Mahdavi mit Kunsthandwerkern wie z.B. François Passolunghi zusammengearbeitet. In der Nähe von Nizza ansässig, ist er einer der letzten Handwerker in Frankreich, der Möbel aus Rattan herstellt und restauriert, eine Fertigkeit, die er von seinem Vater gelernt hat und seit 20 Jahren perfektioniert. Er macht alles von Hand und erhitzt die Rattanrohre, damit sie sich biegen. Mit Leidenschaft für seine Arbeit meint er, dem Material „zuzuhören“ und seine Qualitäten zu respektieren.

Einige der besten Luxushäuser Europas präsentieren die talentiertesten Handwerker, die seltene Techniken und außergewöhnliche Fähigkeiten beherrschen und einsetzen, um Produkte von höchster Qualität zu schaffen.

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Lorenzi Milano | Foto: Homo Faber

Die Handwerker von Lorenzi Milano, einem der vorgestellten Häuser, müssen lernen, das Temperament der natürlichen Materialien zu respektieren. Beispielsweise die Handhabung  der Tatsache, dass diese sich aufgrund von Feuchtigkeits- und Temperaturänderungen zusammenziehen oder ausdehnen können. Zum Beispiel muss ein dekorativer Ring aus Bambus mechanisch ohne Klebstoff so an einem Glasgefäß angebracht werden, dass, wenn der Bambus schrumpft, er sich der Glasform anpasst anstatt sie zu zerbrechen.

„BEST of EUROPE“ Rund 150 Künstler aus ganz Europa präsentieren ihre faszinierenden Arbeiten und enthüllen die reiche Mischung aus Kultur, Geschichte, Wissen und Können auf diesem facettenreichen Kontinent. Kuratiert wurde diese Schau von Jean Blanchaert and Stefano Boeri.

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Marlies von Soden – Polypropylene Skulptur – Foto: Luci Jansch

Aus Deutschland gibt es auch geradezu handverlesene Teilnehmer*innen: die Leipziger Porzellangestalterin Claudia Biehne, der Drechsler und LOEWE Preisträger 2017 Ernst Gamperl, die renommierten Glaskünstler Gabriele Küstner und Michael Behrens, und die für ihre fragilen Polypropylen-Objekte bekannte Künstlerin und Kostümbildnerin Marlies von Soden
Aussergewöhnlich interessant finde ich diesen Kuratorenblick von aussen, von dem keiner von uns weiß unter welchen Voraussetzungen diese Auswahl möglich wurde.

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Clones Spitze auf einer Schaufensterpuppe | Foto: Homo Faber

Judith Clark zeigt, wie feinste Handwerkskunst sowohl für Modedesigner als auch für Modemacher eine Inspiration sein kann.

Die Ausstellung umfasst unter anderem eine maßgeschneiderte Schaufensterpuppe mit „Clones“ Häkel-Spitze, einer Art Häkelarbeit, die Mitte des 19. Jahrhunderts im irischen Clones   eingeführt wurde um während einer Hungersnot Arbeit und Einkünfte zu generieren. Im Jahr 2012 beauftragte Judith Clark Rosie Taylor Davies und ein Team von 14 Frauen, Clones Spitze auf einer Schaufensterpuppe für das Simone Handbag Museum in Seoul zu rekonstruieren, die entworfen wurde, um eine Chatelaine Handtasche aus den 1900er Jahren zu halten. Die Clones-Spitze basiert auf Originalmustern aus der Zeit.

Die Handwerkskunst von leidenschaftlichen Handwerkern, die im Transportwesen beschäftigt sind, wird in einem Werkstattbereich präsentiert, der wie eine Werkstatt für Mechaniker ausgestattet ist.

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Caren Hartley | Foto: Homo Faber

Hier werden auch die Räder der als Juwelierin, Silberschmiedin und Metallarbeiterin Caren Hartley gezeig. Sie war gerade auf dem Fahrrad unterwegs, als sie sich entschloss, ihre Fähigkeiten in Zukunft zu nutzen, um maßgesfertigte Fahrräder herzustellen. Das Ergebnis ist Hartley Cycles. Für Caren ist das Gespräch mit ihren Kunden der wichtigste Teil des Prozesses. Durch diesen Dialog kann sie ihre Bedürfnisse verstehen und spüren, ob sie möchten, dass sie ein ziemlich normales Fahrrad herstellt oder ob sie etwas wirklich Einzigartiges schaffen soll. (gesammelt und frei übertragen aus div. Pressetexten)

Homo Faber wird also nicht nur eine Aneinanderreihung bedeutender und meisterhafter Handwerkskunst und Kultur sein. Das Wie, Woher, Warum und Wohin (in den fast täglich angebotenen Vortragsprogramm, zu dem man sich auch frei anmelden kann!) wird auf unterschiedlichste Weise im Rahmen des Ausstellungskonzeptes zu klären versucht. Und man darf natürlich in den wunderbare Räumen der Fondatione Giorgio Cini eine spektakuläre Inszenierung erwarten.

Hier geht’s lang: Homo Faber – crafting a more human future 14. bis 30. 09.2018

Lesenswerte Aufsätze und Gedanken zu den Intentionen des Homo Faber Events

P.S. ich selbst werde vom 12. bis 19.09. in Venedig sein – wer ein reales Zusammentreffen mag, zum Austausch und Gespräch, kann sich ja gerne melden.

 

Di Schnuppe von Gwinner - Craft2eu

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